Diakonisches Werk Husum gGmbH
Im Zeichen des Kronenkreuzes
Wir reichen Menschen in schweren Zeiten eine helfende Hand
Hilfe in schwierigen Lebenssituationen
21.03.2018
@ Sonja Wenzel
Wer ewig auf der verzweifelten Pirsch nach seinem Schlüsselbund ist oder sich partout nicht an den Namen des Bekannten erinnern kann, der gerade so freundlich auf der Straße gegrüßt hat, muss keine Sorge haben an Demenz erkrankt zu sein. „Vergessen ist ein normaler Prozess. Es darf aber nicht zu viel sein und es dürfen keine entscheidenden Dinge davon betroffen sein.“ Und: „Bitte keine Selbstdiagnose“, schärfte Dr. Ludolf Matthiesen, ehemaliger Chefarzt der Geriatrischen Abteilung in Niebüll und Husum und jetziger Leiter des Geriatriezentrums Nordfriesland seinem Publikum ein. Zum Vortrag über die Symptome und die Behandlung von beginnender Demenz hatte die Ev. Familienbildungsstätte des Diakonischen Werks Husum (DW) eingeladen. Knapp 40 Interessierte waren gekommen. Verantwortlich für die Durchführung der Veranstaltung war hauptsächlich Matina Wippermann, Koordinatorin der „Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz“.
„Demenz ist eine relativ neue, langsam fortschreitende und chronische Erkrankung des Gehirns. Wir wissen im Moment noch nicht, wie wir damit umgehen müssen“, so Dr. Matthiesen. Die Angst der Bevölkerung, selbst davon „erwischt“ zu werden, sei groß. Die Erkrankung hängt von vielen Faktoren ab – einer davon ist das zunehmende Alter: Jeder 12. Mensch über 65 Jahre und jeder dritte über 90-Jährige ist davon betroffen. Etwa 60 Prozent aller Heimbewohner sind dement. Demenz habe viele Ausprägungen, so der Referent. Es komme auch darauf an, welche Gehirnpartie davon betroffen sei. Eine Abgrenzung zwischen verschiedenen Arten der Demenz vorzunehmen, sei nicht immer einfach zu bewerkstelligen. Allgemein verzögere sich der Ideenfluss, die Urteilsfähigkeit und das Denkvermögen nehmen ab, die Aktivitäten des Lebens seien beeinträchtigt. Dies sind einige Faktoren, die etwa über einen Zeitraum von sechs Monaten bestehen müssen und nicht nur vorübergehender Natur sein dürfen.
Freilich sei das Alter der stärkste Risikofaktor, so Dr. Matthiesen, und weil Frauen im Durchschnitt älter werden als Männer, seien auch sie eher davon betroffen. Ein mangelhaftes geistiges Setting, Rauchen oder intensiver Alkoholkonsum können Demenz auslösen, die sich übrigens oftmals bereits mehrere Jahrzehnte, bevor sie ausbricht, schon in jungen Jahren unbemerkt entwickelt. Bluthochdruck und Diabetes, Fettleibigkeit oder mangelhaft arbeitende Nieren können für den Ausbruch von Demenz wegbereitend sein. Beginnende Demenz kann sich in Verhaltensänderungen manifestieren: Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme, Schwierigkeiten in der Wortfindung, Stimmungsschwankungen, Aggressivität oder Passivität sowie Vernachlässigung der eigenen Pflege können ein Hinweis auf die Erkrankung sein. Ist sie dann diagnostiziert und benannt, ist dies einerseits niederschmetternd, andererseits erleichternd, weil die Veränderungen der Persönlichkeit plötzlich einen Namen bekommen haben. Mit Medikamenten der Demenz den Kampf anzusagen, ist nicht so ohne weiteres möglich: „Es gibt keine Heilung. Medikamentös kann nur eine Verzögerung des Krankheitsfortschritts herbeigeführt werden“, so Dr. Matthiesen. Andererseits ist es wichtig, in einen aktiven Alltag, in eine ausgefüllte Normalität zurückzufinden. Das können Medikamente maßgeblich unterstützen. Ferner sind verschiedene Therapien wie beispielsweise Ergo- oder Musiktherapie möglich und hilfreich. Einen Schutz vor Demenz gibt es kaum; auch ist es normal, dass das Gehirn genauso altert wie der übrige Mensch. Doch verfügt das Gehirn über Kraftreserven, die – laienhaft gesagt – zunächst aufgebraucht werden, bevor Demenz Raum greifen kann. Wer über eigene Ressourcen, wie einen hohen Intelligenzquotienten oder eine gute Schulbildung verfügt, wer anspruchsvollen Freizeitaktivitäten nachgeht, sich körperlich einiges abverlangt oder geistige Herausforderungen annimmt, tut sich selbst etwas Gutes und sorgt dafür, dass die natürlichen Reserven des Gehirns über einen möglichst langen Zeitraum hinweg erhalten bleiben.
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